Törnbericht Ostsee 2008

Fischrestaurant-Test

Die ursprüngliche Planung sah vor, 2-3mal zu ankern. Erstens, weil ich gerne ankere und zweitens, weil es auch in der Ostsee eine Menge wirklich schöner Ankerbuchten gibt, die geradezu dazu einladen. Aus diesem Grund hatten wir auch beim Lebensmittelkauf verschiedene Zutaten besorgt, um in einsamen Buchten ein leckeres Essen zaubern zu können. Auf der Yacht kam dann die Ernüchterung: Keine elektische Ankerwinsch. Naja, in der Beschreibung der Yacht stand ja auch nichts davon. Wenn man meist im Mittelmeer unterwegs ist, hat man sich daran gewöhnt und achtet nicht mehr unbedingt darauf, weil es eine Selbstverständlichkeit ist. Da es nichtmal ein paar Arbeitshandschuhe an Bord gab, strichen wir die Ankerungen aus unserem Plan und gingen im Gegenzug fast jeden Abend in einem anderen Fischrestaurant essen. Dazu muss gesagt werden, dass im Odenwald frischer Fisch nicht so leicht zu bekommen ist und wir daher einiges aufzuholen hatten.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Freitag 27.06.2008HeiligenhafenHeiligenhafen0

Um 0800 ging es los - wir hatten eine lange Anreise vor uns. Bevor wir uns jedoch auf die über 700km lange Autobahnreise machten, gingen wir noch in den Supermarkt, um in bekannter Umgebung die nötigsten Sachen einzukaufen. Die Fahrt lief gemütlich und bis auf einen Stau bei Hamburg recht unproblematisch. Gegen 1700 sammelten wir am Bahnhof in Oldenburg noch das vierte Crewmitglied auf und erreichten kurz darauf Heiligenhafen

Die Charter begann laut Vertrag erst am nächsten Tag - es war jedoch abgesprochen, dass wir bereits die Nacht zuvor auf der Yacht übernachten und am nächsten Morgen dann zeitig die Übernahme hinter uns bringen können. Als wir ankamen, wurde die Yacht jedoch noch gereinigt und repariert - der Autopilot hatte diese Woche wohl gelitten. So nutzten wir die Zeit und fuhren noch Einkaufen. Wir konnten das sperrigste Gepäck beim Vercharterer unterstellen und so war im Auto wieder genug Platz für die Getränkekisten und die frischen Zutaten.

Wir leisteten uns den Luxus von Flaschenbier - es geht doch (fast) nichts über ein kühles Dithmarscher. Unsere Yacht - eine Bavaria 36/2 - hatte genug Stauraum unter den Betten der Vorschiffskajüte, um alle Getränke samt Kisten unterzubringen; selbst die Getränke für zwei Wochen wären kein Problem gewesen.

Sehr überraschend kam das Angebot, die Übernahme der Yacht noch am selben Abend nach abgeschlossener Reparatur durchzuführen. Wir nahmen natürlich dankend an, was dazu führte, dass das Abendessen noch ein wenig warten musste. Kurz vor 2100 war dann aber alles erledigt: Übernahme abgeschlossen, alle Unklarheiten beseitigt, die Nahrungsmittel halbwegs verstaut und die Kajüten bezogen.

Das Abendessen fand im "Alten Salzspeicher" statt, einem guten Fischrestaurant in unmittelbarer Nähe des Hafens. Jeder fand etwas Leckeres auf der Karte und so kamen wir langsam in Urlaubsstimmung. Das Wetter war allerdings noch recht trübe und auch für den nächsten Tag war Regen vorhergesagt. Der Tag war anstrengend gewesen und so zogen wir uns zeitig in unsere Kajüten zurück.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Samstag 28.06.2008HeiligenhafenWismar1

Nun hatten wir ja überraschend die Yacht bereits übernommen und hätten früh lossegeln können... Das Wetter motivierte allerdings nicht sonderlich. Es war trübe und grau, es regnete mal stärker, mal schwächer und so schliefen wir lange. Nach einem gemütlichen Frühstück verstauten wir noch alle Utensilien, die noch im Salon herumlagen, und bereiteten uns gegen Mittag aufs Ablegen vor.

Es war einer dieser Tage, bei denen man sich über gute Schwerwetterkleidung freut und so standen wir in Segeljacke, Segelhose und Gummistiefeln auf der Yacht als wir Heiligenhafen durch die lange, schmale Hafeneinfahrt verließen. Der Wind war mit 4-5Bft kräftig und als wir im Fehmarnsund das Schiff gegen den Wind drehten, um die Segel zu setzen, merkten wir sofort, dass die Ostsee es mal wieder Ernst meinte.

Wir fuhren unter Segeln unter der Fehmarnsundbrücke hindurch und dann auf einem geraden Kurs in die Lübecker Bucht in Richtung Wismar. Der Halbwindkurs ließ sich angenehm segeln und mit 7-8kn kam die Yacht gut voran. Der Wind frischte im Laufe des Nachmittags noch etwas auf und die 6er Böen drückten die Yacht ab und zu etwas aus dem Ruder.

Kurz vor dem Hafen begegnete uns eine Hansekogge unter Motor - ein Replikat der früheren Handelsschiffe der Hanse.

Die alte Hansestadt Wismar zeigt sich dem Segler zunächst nicht von ihrer besten Seite. Die Hafeneinfahrt lässt mit riesigen Containerschiffen und Industriegebäuden keine Romantik aufkommen. Dies ändert sich, sobald man in den alten Hafen einfährt. Hier zeugen die alten Ziegelsteingebäude von der Bedeutung, die der Handel für diese Stadt schon vor hunderten von Jahren hatte.

In Wismar selbst gibt es verschiedene Häfen. Wir versuchten es zunächst im "Alten Hafen", der mit einer Wassertiefe von über 6m eher für größere Schiffe gedacht ist. Da es hier schon recht voll war, wechselten wir in den "Wasserwanderrastplatz", in dem es noch eine Menge freie Boxen an den Schwimmstegen gab.

Nachdem die Yacht sicher lag und wir die Liegegebühr beim Hafenamt entrichtet hatten, machten wir ein bisschen Sightseeing und aßen Fisch im Restaurant "To'n Zägenkrog", welches uns vom Hafenmeister empfohlen worden war. Er hatte nicht zuviel versprochen. Das Essen war lecker und daher gab es nach dem Essen noch einen kleinen Verdauungsspaziergang in der reizvollen Altstadt, welche unmittelbar neben dem Hafen liegt.

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Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Sonntag 29.06.2008WismarKühlungsborn2

Das Wetter sah noch recht trübe aus: Die Wolken hingen dicht und dunkel am Himmel und der Wind wehte wieder kräftig aus West. Wir entschieden, uns vorerst noch weiter in Osten zu wagen und nahmen uns Rostock/Warnemünde als Tagesziel vor.

Wir legten ab und setzten die Segel, sobald wir den Hafen hinter uns hatten. So verließ eine ganze Reihe von Yachten Wismar und diese reihten sich wie Perlen an einer Perlenkette im engen Fahrwasser der Hafeneinfahrt auf. Nachdem der Flachwasserbereich durchquert war, trennten sich die Wege und die Yachten verließen in verschiedene Richtungen das Fahrwasser. Wir fielen ab auf Nord-Nordwest, um mit dem Westwind unter Segel an der Insel Poel vorbeizukommen.

Nach und nach wurde der Wind jedoch schwächer - wir refften alles aus - und schlief letztlich völlig ein. Die erste Gelegenheit, unseren Autopiloten zu testen: Und so fuhren wir unter Motor an Poel und an der dem Salzhaff vorgelagerten Halbinsel entlang und aßen dabei gemütlich Bruscetta...

Da der Wind nicht mehr wiederzukommen schien, entschieden wir uns, die geplante Tagestour zu kürzen und nahmen uns Kühlungsborn als Ziel vor. Die Marina am östlichen Ende des Ortes ist recht neu und wird von einer schönen Promenade mit Boutiken und Cafés flankiert. Hier kommt fast mediterranes Flair aus - jedoch nur, solange man nicht hinter die Fassaden blickt. Hier reiht sich eine Baustelle an die nächste und es entstehen eine Menge neuer Hotels.

Zum Abendessen kochten wir diesmal ausnahmsweise selbst, um ein paar der Vorräte zu verbrauchen. So gab es Kartoffelgratin mit einer mediterranen Gemüsepfanne und dazu einen Rosé-Wein.

Am Abend fand das EM2008-Finalspiel Deutschland-Spanien statt. Das Spiel wurde live im "Konzertgarten West" übertragen, welchen wir nach längererm Fußmarsch und einigen navigatorischen Problemen auch fanden. Die Stimmung war zwar gut - das machte die 0:1-Niederlage aber auch nicht ungeschehen und so kehrten wir auf die Yacht zurück, öffneten eine Flasche spanischen Rotwein und tranken auf España.

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Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Montag 30.06.2008KühlungsbornNysted3

Am östlichen Ende von Kühlungsborn steht das "Hafenhaus". Es ist Hafenamt, Wetteramt und Tourismus-Büro in einem. Außerdem befinden sich in dem Gebäude die sanitären Einrichtungen für die Marina. Morgens um 0900 erklärt der Meteorologe des Wetteramtes die Wetterkarten, gibt einen Ausblick und steht für Fragen zur Törnplanung zur Verfügung. Einige Segler waren anwesend, um diesen sehr praktischen Service in Anspruch zu nehmen. Die Vorhersage war: Wind Stärke 3-4 aus West für heute, im Laufe des Tages abschwächend, Flaute am Dienstag, und kräftige Winde aus östlichen Richtungen für Mittwoch. So entschieden wir uns, den Westwind zu nutzen und in Richtung Norden nach Dänemark zu segeln.

Gegen 1000 verließen wir den Hafen, setzten unmittelbar nach der Ausfahrt die Segel gerefft und begannen die Überfahrt in Richtung Nysted. Mittags ließ der Wind geringfügig nach und die Segel wurden ausgerefft. Am Nachmittag frischte der Wind allerdings wieder auf und vereinzelte 1-2m hohe Wellen von der Seite ließen die Fahrt etwas ungemütlich werden. Innerhalb der nächsten Stunden wurde der Spruch geprägt "Ich glaube, jetzt hat der Wind etwas nachgelassen!". Dies erwies sich jedoch stets als Fehleinschätzung. Bis zum Abend wehte der Wind konstant mit 5-6 Bft.

Um 1500 passierten wir den Windpark südlich Lolland. Hier stehen 8x9 Windräder im ca. 4-6m tiefen Wasser. Die Abstände sind groß genug, dass man bequem zwischen den Rädern hindurchsegeln kann. Wir lißen das Feld jedoch links liegen und fuhren auf die erste Ansteuerungstonne zu, die das Fahrwasser durch das Flach nach Nysted markiert.

Das Durchfahren des Fahrwassers erwies sich als recht abenteuerlich: Der starke Wind und die steilen Wellen erschwerten das Erkennen der Tonnen ganz erheblich. Teilweise sahen wir die Tonnen erst kurz, bevor wir sie erreicht haben. Einmal wären wir beinahe an einem Paar vorbeigeseglt - bei den geringen Wassertiefen ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen.

Um 1700 legten wir an der Außenmole in Nysted an. Das flache Wasser und der eingeengte Raum zum Manövrieren können für größere Yachten problematisch sein. Mit unserer kleinen Yacht und weil der Hafen nahezu leer war hatten wir keine Probleme und konnten uns einen Platz aussuchen.

Da wir keine Dänischen Kronen hatten, mussten wir auch heute wieder selbst kochen. Es gab eine Champignoncrèmesuppe vorneweg und als Hauptgericht einen gesunden, bunten Salat. Danach erkundeten wir noch das süße Städchen, welches auch eine Geschichte in der Hanse hat. Der Hafen liegt sehr schön, im Hintergrund hat man das 800 Jahre alte Schloss Aalholm. Sehenswert ist noch die Kirche, ansonsten genießt man nur Idylle dieser Stadt mit ihren kleinen Häusern.

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Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Dienstag 01.07.2008NystedBurgtiefe4

Das Wetter hielt sich an den Wetterbericht. Wir hatten umlaufende Winde der Stärke 1-2 und später dann völlige Windstille. Vor dem Auslaufen sorgten wir noch für einen leckeren Mittagssnack: Wir kauften in einer Metzgerei Smørrebrød! Da der Metzger aber von Euro nichts wissen wollte, holten wir am Geldautomaten ein paar Kronen. So vorbereitet starteten wir in Richtung Deutschland.

Wir verließen Nysted um 1200 und durchfuhren das Flach bis zum Windpark. Wir passierten die Windräder und gegen 1400 gaben wir den Kurs in den Autopiloten ein, der uns in einer schnurgeraden Linie über die spiegelglatte Ostsee zur Südostspitze von Fehmarn (Staberhuk) navigierte.

Ein Highlight war gegen 1415 die Sichtung einiger Rückenflossen - wahrscheinlich von Schweinswalen. Wir wichen vom Kurs ab und machten ein wenig Whale-Watching. Mehr als ein paar Rückenflossen bekamen wir aber trotzdem nicht zu sehen.

Ansonsten verlief die Fahrt ruhig. Der viel befahrene Kiel-Ostsee-Weg zwang uns das eine oder andere Mal, einen Frachter anzupeilen. Ein Kollisionskurs lag allerdings nie vor.

Um 1730 erreichten wir Fehmarn und legten am ringförmigen Steg von Burgtiefe an. Wo ich herkomme, würde man sagen: "Hier ist echt der Hund verfroren!". Eine moderne Marina, aber ansonsten nichts los. Wir aßen im (einzigen) Restaurant "Tonne 21" und verbrachten den Rest des Abends auf der Yacht.

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Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Mittwoch 02.07.2005BurgtiefeLemkenhafen5

Auch an diesem Tag - man mag es kaum glauben - stimmte das Wetter noch mit dem Wetterbericht von Montag überein: Der Wind hatte auf Ost gedreht und lud mit 4 Bft zum Segeln ein.

Wir legten um 1030 ab und da die Plätze neben unserer Yacht frei waren, konnten wir bequem quer durch die Boxen den Steg verlassen. Es wäre ein Bilderbuch-Ableger geworden, hätten wir dabei nicht einen Fender verloren... So mussten wir nochmal zurück an den Steg und hier machte der Wind uns das Leben schwer, der unser Schiff gegen die Dalben drückte und das Manövrieren mit der Maschine unmöglich machte. Letztlich kamen wir frei, indem wir die Yacht mit einer Vorleine zum Steg zogen und dann klassisch rückwärts zwischen den Dalben hindurchfuhren.

Wir wollten die Insel gegen den Uhrzeigersinn umrunden und so musten wir zunächst gegen den Wind an das Staberhuk runden. Die leicht gerefften Segel ließen die Yacht stark driften, sodass wir nur knapp 60 Grad gegen den Wind machten.

Um 1200 wendeten wir und refften dabei aus. Wir merkten, dass sich die Segeleigenschaften der Yacht dadurch stark verbesserten. Nach dem Runden des Huks fiel der Wind achterlicher ein und die Geschwindigkeit der Yacht steigerte sich deutlich. Vor dem Fährhafen Puttgarden passierten wir einen treibenden Fender mit einem abgerissenen Ende. Der Ballon war aber zu groß, um ihn mitzunehmen, daher ließen wir ihn treiben.

Die Wellen sind zu hoch, um das Steuern dem Autopiloten zu überlassen. Daher ist der Steuermann beim Mittagssnack gehandicapt. Es gibt Ahle Woscht (extra aus Nordhessen importiert) mit Brötchen und dazu passend Dithmarscher Bier.

Eigentlich war es ein traumhafter Segeltag: Der Himmel war wolkenlos und tiefblau, die Sonne schien und der Wind trieb uns mit bis zu 8,5kn um die Insel. Leider sorgte der kühlende Wind dafür, dass man nicht merkte, wie sehr die Sonne brannte. Dies führte zumindest beim Skipper zu einem kräftigen Sonnenbrand, den man noch tagelang sehen konnte...

Im Laufe des Nachmittags frischte der Wind weiter auf und als wir den Leuchtturm Flügge passierten und unseren Kurs gegen den Wind änderten, überredeten uns die 7er Böen, die Segel zu bergen und die restlichen 4sm unter Motor zurückzulegen. Um 1715 fuhren wir in das schmale Fahrwasser zum Lemkenhafen ein und um 1730 legten wir in der erstbesten freien (weil grün markierten) Box des Privathafens an.

Der Hafenmeister kam ganz aufgeregt an und erklärte uns, dass wir uns zuerst hätten bei ihm melden müssen und dass er die Box eigentlich für jemand anderes reserviert hätte. Tipp für die Zukunft: Wenn man sich tatsächlich zuerst beim Hafenmeister melden soll, sollten die Hafenhandbuch-Verlage davon informiert werden... In keinem Hafenhandbuch war dies nämlich erwähnt. Und wenn man eine Box reserviert, dann sollte man doch die Wunder der Technik nutzen und den Platz entsprechend rot markieren... Immerhin durften wir dann doch in der Box liegen bleiben.

Leider gibt es auch bei diesem Hafen nicht viel zu sehen - schon bald sitzen wir im Restaurant "Seeblick". Die Speisekarte ist klasse, das Essen noch besser! Wir beginnen mit einer Fischsuppe: "Fisch und Krabben - in Weißwein und Sahne ertränkt - mit Knoblauch gepeinigt." Die Suppe ist ein Traum; man schmeckt jede einzelne der sicher nicht knapp bemessenen Kalorien.

Wir lassen den Abend gemütlich an Bord der "Destiny" ausklingen. Im Hintergrund die Fehmarnsund-Brücke, auf dem Tisch ein guter Rotwein. So lässt es sich aushalten.

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Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Donnerstag03.07.2008LemkenhafenHeiligenhafen6

Der Wetterbericht sagte Gewitterböen für den Nachmittag voraus und da die Vorhersage in den letzten drei Tagen perfekt gepasst hatte, starteten wir mit einem etwas mulmigen Gefühl in den Tag.

Um 1115 verließen wir den Yachtclub und um 1200 segelten wir im Fehmarnsund und kreuzten in Richtung der Brücke auf. Ein paar Meilen westlich lag ein Schiff der Küstenwache, welches alle vorbeifahrenden Segler anfunkte. Ein Grund mehr für uns, uns eher in Richtung Osten zu orientieren.

Bereits eine halbe Stunde später hatte der Wind wieder aufgefrischt und die ersten 7er Böen knallten ins Segel. Von Gewitter war zwar weit und breit nichts zu sehen, trotzdem bargen wir das Großsegel und ließen uns vom Wind in die lange Hafeneinfahrt zwischen Festland und Graswarder treiben.

Um 1330 legten wir in der Marina an - das Anlegemanöver klappte wie am Schnürchen - langsam wurde die Crew ein eingespieltes Team. Und das so kurz vor Ende der Reise.

Eins war noch zu erledigen: Wir mussten noch Diesel nachfüllen. Also legten wir um 1500 nochmal kurz ab, fuhren zur Tankstelle am Ende des Hafenbeckens und der Tankwart füllte den Tank fachgerecht auf. Wir fuhren zurück in unsere Box und auch diesmal klappte das Anlegemanöver perfekt - trotz kräftigen Winds.

Es war noch früh am Tag und so nutzten wir die Zeit, um uns ausgiebig in Heiligenhafen die Füße zu vertreten. Nachmittags saßen wir in einem Café am Marktplatz, abends gingen wir Essen; diesmal im Restaurant "Seestern" direkt am Hafen. Zurück auf der Yacht machten wir uns daran, die Getränkevorräte so weit wie möglich leerzutrinken. Dies gelang uns weitestgehend und so ließ sich das Gepäck für die Rückfahrt in Grenzen halten.

⊕ Tagesroute


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Freitag 04.07.2008HeiligenhafenHeiligenhafen7

Der Tag der Heimreise. Wir hatten es uns offen gelassen, an diesem Tag noch einen Schlag in den Sund zu machen. Da der Wind aber konstant ungemütlich stark war, brachten wir nur noch die Yacht in Ordnung, packten das Auto, machten die Übergabe. Diese verlief erwartungsgemäß unproblematisch und schnell. Da keine Schäden aufgetreten waren, war das Protokoll nach ein paar Minuten abgehakt. Danach begaben wir uns auf die Autobahn. Mehrere Staus führten dazu, dass die Heimfahrt in den Odenwald ca. 10 Stunden dauerte.

Resummée

Ein paar Punkte zur Yacht
  • Wie bereits zu Beginn erwähnt: Der Stauraum war recht großzügig. Nur der Stauraum in der Achterkajüte war etwas knapp bemessen - das konnte aber durch die Schränke in der Bugkajüte kompensiert werden.
  • Die Leistung des Kühlschranks war eher schwach. Es dauerte ein paar Tage, bis die Bierchen fühlbar kalt waren. Nun war es die meiste Zeit nicht so heiß, dass die Lebensmittel Schaden genommen hätten, aber hier habe ich wirklich schon wesentlich besseres erlebt.
  • Auf der Kreuz bei kräftigem Wind und gerefften Segeln machte die Yacht nur sehr wenig Höhe. Hier waren maximal 60 Grad gegen den Wind zu erreichen. Dabei wurde darauf geachtet, gleichmäßig zu reffen und den Segeldruckpunkt nicht zu weit nach vorne zu verlagern. Als der Wind etwas nachließ und die Segel wieder ausgerefft wurden, zeigte das Schiff plötzlich eine ganz andere Performance. Hier wurden schnell die 7kn erreicht - auch 8kn waren keine Seltenheit. Prinzipiell ließ sich die Yacht sehr gut steuern und man musste nie Kraft auf das Steuer ausüben.
  • Ein generelles Problem: Es gab keine Möglichkeit, bei konstanter Schräglage das Schiff zu steuern und dabei bequem zu sitzen. So hatte der Steuermann immer nach ein paar Stunden Verspannungen oder Popoweh (gibt's dafür ein besseres Wort?).

Das Timing für den Törn war sehr gut: Die Woche fiel offenbar noch in die Vorsaison, da wir in allen Häfen auf Anhieb problemlos einen Platz fanden. Hier haben wir im August in der Dänischen Südsee auch schon ganz anderes erlebt!

Unterm Strich ein schöner Törn mit überwiegend gutem Wetter. Allein die Tatsache, dass wir nur an einem Tag Regenkleidung brauchten, spricht für sich. Der Wind hätte ein bisschen ausgewogener sein können. Das Segel/Motor-Verhältnis von 4:3 ist für die Ostsee ein eher schlechtes Ergebnis.

SeegebietDatumDistanz gesegeltDistanz mit MotorGesamtdistanz
Fehmarn, Mecklenburger Bucht, Lolland27.06. - 04.07.2008100,2sm76,1sm176,3sm

⊕ Gesamtroute

© 2008 by Bjørn Becker