Törnbericht Türkei 2007

Kaffeesatz!

oder

Was Türkischer Kaffee und Wettervorhersagen gemeinsam haben...

26 Personen, eine Flottille von vier Yachten zwischen 41 und 56 Fuß Länge, sieben Tage Türkei im Mai: Das sollte auf jeden Fall ausreichen, um eine schöne Woche mit Segeln, kulinarischen Erlebnissen und einer Menge Spaß zu verbringen.

Der Wetterbericht für die Woche sagte schönes Badewetter mit um die 30°C sowie wenig Wind voraus. Also wurde die Schnorchelausrüstung eingepackt und die Gummistiefel zu Hause gelassen.

Da während der Türkei-Törns der vergangenen Jahren das Gebiet südlich von Bodrum schon mehrmals befahren wurde, sah die Planung diesmal vor, nach Norden in Richtung Kuşadası vorzustoßen.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Montag 14.05.2007TurgutreisTurgutreis0

Wir trafen uns Nachmittags am Frankfurter Flughafen, von wo aus wir zum Flughafen Bodrum-Milas abhoben. Der Flug war pünktlich und verlief ruhig. Wir kamen um 1900 an. Die Bustransfers zu den Yachten, die in drei verschiedenen Häfen (Bodrum, Yalikavak und Turgutreis) lagen, waren bereits organisiert und klappten wie am Schnürchen - so hatte es zunächst den Anschein. Wir kamen in der Wir kamen in der Marina in Turgutreis an und luden das Gepäck auf dem Pier aus. Als sich jeder mit seinem Gepäck zum Schiff aufmachte, blieben jedoch einige herrenlose Gepäckstücke übrig! Ein Blick auf die Gepäckanhänger offenbarte, dass wir drei Gepäckstücke von einer anderen Crew hatten. Diese saß aber im Bus nach Yalikavak! Mittlerweile war es 2130 und ein Gepäcktransfer war nicht mehr zu organisieren. So behielten wir das Gepäck bei uns an Bord, um dann am nächsten Tag eine Übergabe zu machen.

Nach einem kurzen Anruf kam der Vercharterer und machte einen Schnell-CheckIn. Unsere sechs Mann starke Crew ließ sich allerdings nur schwer auf die vier Kajüten plus Salon aufteilen... Letzen Endes wurde die Kajüte, welche über ein Stockbett verfügte, doppelt belegt, um den Kuschelfaktor möglichst niedrig zu halten. Alle anderen Kajüten sowie der Salon waren einfach belegt.

Als wir das Gepäck über die schmale Gangway auf die Yacht brachten, platschte es plötzlich im Wasser, gefolgt von ein paar Flüchen: Bernds Krücken waren in den Bach gefallen und - nachdem sie vollgelaufen waren - zügig untergegangen. Das fängt ja gut an! Naja, in der Dunkelheit war eine Bergung unmöglich, also verschoben wir dies auf den nächsten Tag.

Nachdem die wichtigsten Sachen geklärt waren, machten wir uns in den Ort auf, um Essen zu gehen. Der Vercharterer hatte uns ein Lokal empfohlen, in dem wir dann ausgiebig und lecker speisten. Außerdem suchten wir noch kurz das "Bankenviertel" von Turgutreis auf - vier Container mit Bankomaten unterschieldicher Kreditinstitute - um uns mit türkischer Lira auszustatten. Nach dem Essen arbeiteten wir noch eine Einkaufsliste aus und verschwanden dann gegen 0100 in unseren Kajüten.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Dienstag 15.05.2007TurgutreisGümüşlük1

Geweckt wurden wir an diesem Morgen gegen 0500 vom Muezzin, der von der kleinen Moschee mit zwei Minaretten in Turgutreis das Gebet zur Morgendämmerung erschallen lies. Das Wasser trug die orientalischen Klänge sehr gut und klar über die Marina. Es war jedoch früh genug, dass man sich danach nochmal umdrehen und weiterschlafen konnte.

Der Vercharterer wollte zwischen 0830 und 0900 für die Übergabe kommen. Zunächst sollten jedoch die Krücken geborgen werden, die man recht deutlich in der Tiefe erkennen konnte. Alle Versuche, bei denen wir trocken blieben, scheiterten. Also versuchte zunächst Frank S. sein Glück und sprang in das kühle Hafenwasser. Die fast 8m Wassertiefe blieben für ihn jedoch unüberwindbar. Zum Schluss musste Bernd die Sache dann selbst in die Hand nehmen und so kam seine Schnorchelausrüstung früher als geplant zum Einsatz. Nach ein paar Minuten hatte er die Krücken wieder an Bord.

Bei der nachfolgenden Übergabe checkten der Vercharterer sowie Skipper und Co-Skipper das Boot durch während der Rest der Crew den nahe gelegenen Supermarkt aufsuchten und die Vorräte einkauften. Nachdem die Formalitäten erledigt waren und die Lebensmittel gebunkert, legten wir so schnell wie möglich ab, um den Tag auf See zu nutzen.

Ein paar kleine und größere Probleme gab es beim Einkauf: Leider gab es in dem Supermarkt keine Kaffeefilter. Ob es in der Türkei allgemein keine Kaffeefilter gibt, konnten wir nicht prüfen... auf diesem Törn hatten wir jedenfalls keine und daher gab es den Kaffee türkisch: Kaffeepulver in Kaffeekanne und kochendes Wasser obendrauf. Das Ergebnis war ein Kaffee mit Bodensatz, hervorragend dazu geeignet, in die Zukunft zu blicken. Ein weiteres Einkaufsproblem betraf die Zutaten für Longdrinks: Es gab weder Campari noch Rum... Daher als Merker für die folgenden Türkei-Törns: Diese Spirituosen am besten am Flughafen im Duty-Free-Shop besorgen!

Wir fuhren in Richtung Norden, um uns mit den anderen in einer Bucht zu treffen und die Gepäckübergabe durchzuführen. Wir fuhren unter Motor mit Autopilot und auf der Höhe von Yalikavak sahen wir in der Ferne drei Yachten segeln. Per Telefon vereinbarten wir, die Gepäckübergabe direkt auf dem Wasser von Yacht zu Yacht durchzuführen. Der Wellengang und eine Beinah-Kollision zwischen den beiden Yachten belehrten uns jedoch eines besseren. (Die backstehende Fock drückte die Océanis 475 mit dem Bug gegen unsere Cyclades. Zum Glück glitt der Anker an der Reling ab und verhakte sich nicht.) So übergaben uns die Empfänger lediglich die Festmacherleine des Dinghis und wir luden die ersten Gepäckstücke in das Beiboot. Dies ließen wir dann treiben und die andere Crew sammelte es ein. Nachdem wir das ganze zweimal gemacht hatten, hatte jeder sein Gepäck und uns war ganz schön mulmig in der Magengegend: Von dem Seegang, dem Stampfen der Yacht und den knappen Manövern hatten wir erstmal genug.

Wir vereinbarten als Tagesziel den Ort Gümüşlük, da die dritte Yacht aus Bodrum noch einen längeren Weg zurückzulegen hatte. Wir setzten Segel und nach kurzer Zeit entspannte sich die Stimmung merklich und wir segelten bei mäßigem Wind wieder zurück.

Gegen 1500 liefen wir in die Bucht von Gümüşlük ein, wo wir am T-Steg festmachten. Die anderen waren bereits da. Nach dem obligatorischen Anleger erkundeten wir den kleinen Ort, fotografierten und ließen uns von mehreren (aufdringlichen) Restaurantbetreibern die Vorzüge ihres Angebots erklären. Ein "Ali" machte uns ein günstiges All-inclusice-Menüangebot, auf das wir dann am Abend gegen 2000 zurückkamen. Wir speisten königlich mit Vorspeisen, Salat, Garnelen, Fisch und Nachspeise - dazu Bier, Wein, Wasser und Brot. Der Preis von insgesamt 215 YTL (umgerechnet ca. € 19,- pro Person) war mehr als gerechtfertigt!

Für die Übernachtung am Gemeindesteg wurden 50 YTL plus 10 YTL für Strom fällig. Das Auffüllen der Wassertanks war kostenlos.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Mittwoch 16.05.2007GümüşlükÇökertme2

Gegen 1000 verließen wir Gümüşlük - entgegen der ursprünglichen Planung - in Richtung Süden, um in den Golf von Gökova zu segeln. Um 1130 passierten wir die Straße von Kos, um 1345 die Insel Karaada vor Bodrum. Der Wind wehte mit 3-4 Bft stärker als die vorhergesagten 0-2 Bft. Das sollte uns recht sein - so konnten wir mindestens ordentlich segeln!

Ein paar Worte zur Yacht: Unser Schiff war eine Bénéteau Cyclades 43.4 von 2006. Die Cyclades ist etwas spartanischer ausgestattet als eine Océanis, alle wichtigen Einrichtungen sind jedoch vorhanden. Der Vercharterer hatte das Boot mit einer zusätzlichen Batterie ausgestattet, sodass wir ein Bordnetz mit 3×140 Ah zur Verfügung hatten, welches uns ermöglichte, den Kühlschrank kurzzeitig auch mal mitlaufen zu lassen. Mein Navigationslaptop sowie Kartenplotter, Stereoanlage mit Lautsprechern im Cockpit und der Autopilot benötigten jedoch auch eine Menge Strom!

Die Yacht war jedenfalls sehr gut in Schuss - die Segel waren in topform und konnten optimal getrimmt werden. Windfäden im Vorsegel und am Achterliek des Großsegels halfen dabei. So konnten wir bei der schwachen Brise (3 Bft / 10 kn) immerhin 6,5 kn Fahrt machen. Bei 4 Bft waren am Wind über 7 kn möglich. Die Yacht lief über 45° Höhe zum wahren Wind und ließ sich sehr gut steuern.

Am Nachmittag ankerten wir in einer wunderschönen Bucht der Insel Orak Adası , in der die Schnorchelausrüstung und die Unterwasserkamera zum Einsatz kamen. Es gab einen kleinen Nachmittagssnack und gegen 1720 verließen wir die Bucht wieder in Richtung Çökertme.


Um 1900 legten wir am Steg von "Captain Ibrahim" an, wo uns ein Junge im Motorboot die Mooring anreichte. Wasser und Strom waren kostenlos und das grandiose Essen im Restaurant sehr günstig. Wir bezahlten 165 YTL (knapp € 15,- pro Person) für Vorspeisenbuffet, Barracuda und Dorade, Wein, Brot und Wasser. Wir ließen den gelungenen Tag mit Wein auf unserer Yacht ausklingen.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Donnerstag 17.05.2007ÇökertmeDeğirmen Bükü / Okluk Limanı3

Wir legten als erste der Flottille ab und trieben danach zwei Stunden lang bei nahezu Windstille vor der Bucht von Çökertme herum. Unser Tagesziel war die Tavernenbucht Okluk Limanı im Değirmen Bükü.

Als Bade- und Snackstop hatten wir die Bucht Tuzla Koyu ausgesucht, in der wir gegen 1400 ankerten. Auf der Karte und von weitem machte die Bucht einen guten Eindruck. Aus der Nähe betrachtet sah man jedoch, dass die Bucht am Strand und auch unter Wasser voll mit Müll war, was die Freude etwas schmälerte. Trotzdem gingen wir Schwimmen und nahmen einen Nachmittagssnack ein.

Um 1545 verließen wir die Bucht wieder und segelten die kurze Strecke nach Değirmen Bükü. Unser Ziel war die kleine Bucht Okluk Limanı gegenüber der als 'English Harbour' bezeichneten Bucht.

Die Ansteuerung war einfach und durch das Fernglas suchten wir das richtige Restaurant, an dessen Steg die anderen Boote der Flottille bereits angelegt hatten. Das Anlegen mit Mooring gelang unserem Co-Skipper Bernd trotz leichten Seitenwinds problemlos. Mit Hilfe einer Verlängerung und eines Adapters vom Nachbarboot sowie einer Steckdosenleiste aus dem Restaurant, konnten wir auch am weit entfernten Stromkasten Landstrom zapfen. Vom Steg gelangt man ohne Umwege direkt auf die Terrasse des Restaurants, wo alle 26 Mitsegler am Abend gemeinsam an einer langen Tafel speisten.

Ein Highlight des Essens war das im eigenen Holzofen frisch gebackene Fladenbrot mit Butter. Wir aßen vom Vorspeisenbuffet, danach gab es Fisch (Dorade) oder Lammkoteletts, Weißwein, Rotwein und Wasser. Der Preis war mit 210 YTL wieder günstig.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Freitag 18.05.2007Değirmen Bükü / Okluk LimanıKaracasöğüt4

Die Windvorhersage für diesen Tag war etwas besser als die Tage zuvor: 3-4 Bft aus westlichen Richtungen. Wir planten als Tagesziel, an die Nordseite des Golfes zu fahren, um dort gut vor den vorhergesagten Windrichtungen geschützt zu sein.

Gegen 1100 verließen wir Değirmen Bükü unter Segel. Entgegen der Vorhersage wehte der Wind mit 5-6 Bft aus Ost. Dies ließ uns einmal mehr am Wetterdienst zweifeln, störte uns wegen des guten Segelwindes aber nicht. Wir fuhren tiefer in den Golf von Gökova hinein, passierten zunächst die Inseln Zytinli Adası und Kara Adası und fuhren weiter zur Insel Sedir Adası mit Kleopatras Strand. Bei einer Q-Wende setzten wir das Großfall nochmal sauber durch, um einen ordentlichen Segeltrimm zu gewährleisten. Wir betrachteten den Sandstrand nur durchs Fernglas. Das Wetter lud nicht zu einem Badestopp ein. Es war windig und bewölkt und wir wollten die Lage nutzen, um schön zu segeln. Bei 5-6 Bft erreichten wir auf raumem Wind die Rumpfgeschwindigkeit unserer Yacht von 8,5 kn leicht.


Um 1400 ankerten wir in einer kleinen Bucht im Gökova Limanı nördlich von Sirtlanini. Der Wind stand nicht günstig und es dauerte eine Weile, bis wir einen Ankerplatz gefunden hatten, bei dem die Gefahr gering war, durch schwojen auf Legerwall zu geraten. Lust zu schwimmen hatte niemand und so brachen wir nach einem kurzen Mittagssnack wieder in Richtung Westen auf. Mittlerweile war als neues Tagesziel Karaca Limanı auf der Südseite des Golfes ausgesucht worden, um besser gegen die mittlerweile auf Südost gedrehten Winde Schutz zu haben. Die Yacht ermöglichte uns, ca. 45° am Wind zu segeln (Abdrift bereits abgezogen!), wodurch Kreuzen wirklich Spaß machte.

Um 1800 legten wir am Gemeindesteg von Karacasöğüt an. Es gab Wasser und Strom am Steg. Zunächst hatten wir nur ca. 150 Volt auf der Leitung. Nach einem bisschen Herumgeschraube und -gemesse kamen aber die erwarteten 230 Volt am Schiff an. Offenbar waren ein paar Kontakte nicht in Ordnung gewesen.

Wir aßen im Marina Restaurant. Ein Vorspeisenteller kostete 25 YTL, was gegen die 6 YTL von so manchem Vorspeisen-All-You-Can-Eat-Buffet unverschämt teuer war. Die sonstigen Preise waren normal, sodass wir unterm Strich 337 YTL für Vorspeisen, Bier, Wein und Wasser sowie die Hauptgerichte bezhalten.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Samstag 19.05.2007KaracasöğütKörmen Limanı5

Um 1030 legten wir ab und versuchten dirket, zu segeln. Der Wind war allerdings noch zu schwach und so bargen wir bald die Segel und fuhren mit Motor weiter in Richtung Westen. Laut Wettervorhersage sollte zwischen 1200 und 1500 der Wind bis auf 5-6 Bft auffrischen. Nach den Erfahrungen der letzten Tage erwarteten wir also 7-8 Windstärken im Laufe des Nachmittags.

Während des ersten langen Schlags unter Motor nutzten wir die Zeit, um uns etwas mit Navigation zu beschäftigen. Wir machten eine 1A-Versegelungspeilung und stellten fest dass die in den Seekarten verzeichneten Landmarken im Golf von Gökova recht dünn gesät sind. Gegen 1300 entschieden wir uns für einen Zwischenstopp bei den "Seven Islands" (Yedi Adalari). Der Wind frischte auf 6-7 (8) Bft auf und so gingen wir in der "East Creek" vor Anker, wo keine Wellen unseren Mittagssnack störten. Während unserer Pause legten sich drei weitere Yachten in der Bucht vor Anker. Als wir die Bucht verließen, nahm eine davon unverzüglich unseren geschützten Platz ein.

Der Wind war während unseres Stopps unverändert geblieben, sodass wir nach dem Verlassen der Bucht das Großsegel direkt im Reff 2 setzten. Das Vorsegel blieb vorerst aufgerollt - zum Setzen der Fock sollte es an diesem Tag auch nicht mehr kommen. Als wird die Sieben Inseln hinter uns gelassen hatten, hörten wir über Funk mit, wie eine Yacht der Flottille aufgefordert wurde wegen Starkwindwarnung zu reffen. Wir machten uns keine weiteren Gedanken - schließlich hatten wir bereits gerefft!

Innerhalb der nächsten 30 Minuten frischte der Wind mehr und mehr auf bis der Windmesser durchgängig über 45 kn (9-10 Bft) anzeigte. In Böen schlug das Gerät bis auf 58,7 kn (11 Bft) aus. Der Himmel hing voll mit gelben Wolken, die den Golf in ein gespenstisches Licht tauchten. Zur Sicherheit wurden Rettungswesten für alle verteilt, Lifebelts wurden Pflicht für Arbeiten außerhalb des Cockpits. Das Großsegel wurde wegen des Risikos nicht geborgen, der Motor lief zur Unterstützung und für die bessere Manövrierbarkeit mit. In den nächsten zwei Stunden war unsere Rumpfgeschwindigkeit das Minimum - teilweise kletterte die Logge auf über 12 kn Fahrt, wenn wir in ein Wellental surften. Die Wellen waren zum Glück moderat, da unser Abstand zur Küste in Luv nur ca. eine Seemeile betrug. Die Wellenhöhe lag meist zwischen 0,5 bis 1,0 m. Einzelne Querschläger erreichten 1,5 oder gar 2,0 m Höhe und zwangen die Yacht aus dem Ruder. So legten wir ca. 20 sm auf hohem Adrenalin-Level zurück und waren alle erleichtert, als wir gegen 1830 die Landspitze Ince Burun rundeten und Wind und Welle in der Landabdeckung noch etwas nachließen. Das Groß wurde geborgen und wir fuhren unter Motor die restliche Strecke bis zum Fährhafen Körmen .

Das Anlegemanöver im Hafen war eine Herausforderung. Angelegt wurde römisch-katholisch; also mit Buganker und Heck zur gemauerten Pier. Der Wind wehte immer noch mit 7-8 Bft und kam genau von der Seite. Beim ersten Versuch landete die rettende Heckleine im Bach, beim zweiten Versuch klappte es dann. Das Boot lag unruhig und wurde von den starken Böen immer wieder mit dem Heck gegen die Pier gedrückt. Zwei weitere Fender am Heck verhinderten Beschädigungen, die Situation war aber unbefriedigend.

Wir aßen nur wenige Meter von unserer Yacht entfernt im Restaurant. Wir nahmen diesmal einzelne Vorspeisen, da der gemischte Teller wieder 25 YTL kosten sollte. Da die Bordkasse noch zu voll war, übernahm sie die Zeche. Die Stimmung war ruhig - jeder musste ersteinmal den vergangenen Tag verarbeiten...

Um 2200 spannten wir die Ankerkette noch einmal nach. Nun blieb das Boot endlich mit dem Heck von der Pier weg und man konnte halbwegs ruhig schlafen. Trotzdem wurde es eine unruhige Nacht: Die Fallen (der anderen Boote) klapperten, unsere Dirk brummte, bis Bernd das Großfall neben die Dirk band. Außerdem sang die französische Crew drei Yachten weiter bis tief in die Nacht Chansons und Sauflieder. Gegen 0300 flaute der Wind dann endlich ab und ließ uns noch ein paar Stunden schlafen.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Sonntag 20.05.2007Körmen LimanıTurgutreis6

In der Nacht hat es geregnet. Die gelbe Farbe die am Tag zuvor noch den Himmel gefärbt hat, lag nun in Form von Sand auf unserem Boot. Eine gründliche Reinigung war dringend nötig, wenn wir den Sand später nicht in allen Ecken und Ritzen wiederfinden wollten. Außerdem war durch die Krängung des Bootes der Schmierölkanister in der Backskiste ausgelaufen. Die Beseitigung dieses Problems hielt uns fast eine Stunde auf, da in der Backskiste Rettungsringe, Tauchsachen, Paddel und eine Menge weiteres Zubehör verstaut war, von dem nun das Öl triefte. Die zwei Yachten neben uns warteten darauf, dass wir den Hafen verließen, da zu vermuten war, dass unsere Ankerkette über denen der Nachbarboote lag.

Um 1015 machten wir von der Pier los und als der Anker gelichtet wurde, hingen - wie befürchtet - tatsächlich zwei Anker an unserer Kette. Wir benötigten ca. 10 Minuten, bis wir von den Ankerketten der anderen frei waren und den Hafen verlassen konnten.

Der Wind verwöhnte uns heute nicht und wir fuhren abwechselnd - mal unter Segel, mal mit Motor - in die Straße von Kos und rundeten das Kap Hüseyin Burun südwestlich von Bodrum. Wir wurden um 1700 in der Marina Turgutreis erwartet; davor mussten wir noch den Dieseltank auffüllen.

Trotzdem reichte die Zeit aus, um gegen 1500 noch einen Stopp an der Ostküste der Insel Catalda einzulegen. Wir aßen, genossen den Ausblick und beobachteten die Cumulus-Wolken am Horizont, die sich beachtlich auftürmten und ein Gewitter erwarten ließen. Um 1620 verließen wir den Ankerplatz und legten nur mit dem Vorsegel die verbleibenden Seemeilen nach Turgutreis zurück, wo wir gegen 1650 die Einfahrt passierten. Das Tanken (32 Liter) nahm nur wenige Minuten in Anspruch und um 1715 lag das Boot am Pier Charly in der richtigen Box. Der Vercharterer kam zur Bootsübergabe und nach kurzer Zeit waren die Formalitäten erledigt.

Wir machten noch einen kleinen Stadtbummel, kauften ein paar Souvenirs und kochten dann an Bord, um die restlichen Vorräte aufzubrauchen. Wir nutzten noch einmal die sehr guten sanitären Einrichtungen der Marina, indem wir ausgiebig duschten und ließen den Abend gemütlich an Bord bei Bier und Wein ausklingen.


Wochentag DatumStandort morgensStandort abendsFahrtag
Montag 21.05.2007TurgutreisTurgutreis7

Abreisetag: Das Hauptproblem nach dem Aufstehen war die Beseitigung der übrig gebliebenen Essens- und Getränkereserven. Zum Glück fanden sich am Steg noch weitere Yachtsegler, die uns das Bier, das Wasser und die Softdrinks gerne abnahmen. Unser Transfer war gut organisiert. Um 0800 verließen wir die Marina, um 0900 waren wir am Flughafen Bodrum-Milas und fast pünktlich um 1050 startete das Flugzeug in Richtung Heimat.


SeegebietDatumDistanz gesegeltDistanz mit MotorGesamtdistanz
Türkei, Ägäisches Meer, Golf von Gökova14.05. - 21.05.2007111,0sm62,5sm173,5sm

Wie auf jedem Törn haben wir eine Menge Neues gesehen, erfahren und gelernt.

Kochen an Bord lohnt sich in der Türkei kaum. Frische Zutaten sind unterwegs nicht zuverlässig zu bekommen und das Essen in den Restaurants ist günstig und gut. Geplant werden sollten nur ausreichende Zwischenmahlzeiten, wofür bei den verfügbaren Zutaten teilweise etwas Improvisationsgabe nötig ist.

Das nächste Mal werden wir nicht nur den Kaffee, sondern auch die Filter selbst mitbringen. Campari und Rum für Longdrinks sind in der Türkei nur schlecht zu bekommen. Der Duty-Free-Shop am Flughafen hat hier sicher die bessere Auswahl bei guten Preisen.

Der wichtigste Punkt war jedoch der unzuverlässige und gefährlich falsche Wetterbericht. Die meisten unserer Informationen stammten aus den einschlägig verfügbaren Wetter-SMS. Diese sind extrem knapp, grob und ungenau. Hier müssen beim nächsten Mal zuverlässigere, detaillierte und aktuellere Quellen aufgetan werden. Möglicherweise wird ja die Verwendung von Internet mobil zu erschwinglichen Preisen möglich. Hier gibt es sehr gute Seiten, auf denen z.B. alle drei Stunden ein detailliertes Vorhersagemodell für Wind und Wellen aktualisiert wird.

Trotz des schweren Sturms, den wir durchsegeln mussten, war der Törn für alle ein toller Urlaub: Es gab keine Probleme zwischen den Crewmitgliedern, die Yacht war klasse und das Segeln mit der Cyclades hat Spaß gemacht. Die romantischen Buchten mit den kleinen Restaurant-Anlegern, die Gastfreundschaft und der Service waren super. Und es gibt auf jeden Fall - selbst in diesem begrenzten Seegebiet - noch viele Orte, die wir noch nicht gesehen haben und die zu weiteren Urlauben in den Golf von Gökova einladen.

© 2007 by Bjørn Becker